Vulkangeschichten

Am Samstag hatte ich das Vergnügen mit Marina und ihren Eltern (Carmen und Tarcicio) nach Otavalo zu einem der größten Kunsthandwerker Märkte der Region zu fahren. Die fast 2 Stündige Anfahrt war zwar anstrengend, aber die Landschaft ist unbeschreiblich schön. Leider konnte ich keine Fotos machen. Zeitweise fuhren wir auf der berühmten Panamerica Route, die von Alaska nach Feuerland führt, vorbei an Vulkanen mit dem Blick auf wunderschöne Täler und Berge. Die Landschaft kurz vor Otavalo war geprägt von vielen großen Gewächshäusern, in denen Rosen gezüchtet werden, die ins Ausland und auch nach Deutschland exportiert werden. 

In Otavalo angekommen, ging es natürlich erstmal zum "Mercado Artesania", der von der Größe alles übertraf, was ich bisher gesehen habe. Hier gab es alles: Gemüse und Obst, handgefertigte Holzarbeiten, Pullover, Ponchos, Tücher, Schmuck, Tischdecken,  Hängematten und viele Handarbeiten.




Ich war sogar ganz stolz dass ich meine Handschuhe um 5$ runter gehandelt habe. Ja ihr habt richtig gelesen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Ecuador Handschuhe, Schal und einen dicken Alpakapullover brauchen würde, aber all das ist notwendig für meinen Ausflug zum Cotopaxi am nächsten Tag.

Nachdem ich mich also winterlich ausgerüstet hatte und auch Marina und ihre Eltern einiges eingekauft hatten, ging es nach einer kurzen Kaffeepause zur Lagune "San Pablo".




Der See ist toll, aber leider gab es an dieser Stelle wenig Möglichkeiten zum spazieren gehen. Im Restaurant welches Tarcicio angesteuert hatte, gab es dafür leckere traditionelle Speisen. Ich habe mich für vegetarische Empanadas entschieden und eine Limonade (ich meine Erdbeeren heraus geschmeckt zu haben) nach Saison. Beides war echt lecker. 


Am See war es echt windig. Man fühlte sich fast wie an der Nordsee. Er liegt am Fuße des Vulkanes "Imbabura". Dieser ist ca. 4600m hoch und nicht mehr aktiv. 

Wie alle Vulkane in Ecuador hat auch der "Imbabura" seine Geschichte. Die Legende der indigenen Ureinwohner sagt, dass "Imbabura" mit dem Berg "Mojanda" um die Liebe des Vulkanes "Cotacachi" gekämpft hat. Er hat den Kampf gewonnen und die Beiden wurden ein Paar. Sie werden von den Einheimischen auch liebevoll als Vater und Mutter bezeichnet und gelten als Wächter der Region. Die Legende sagt auch, dass der schneebedeckte Gipfel von "Cotacachi" ein Zeichen ist, dass "Imbabura" bei ihr war. Wie er das schafft weiß ich nicht, denn zwischen ihnen liegt die Lagune. 😉

Da Marinas Familie noch eine Nacht in der Nähe von Otavalo verbringt, damit es für die kleine Antonia nicht zu anstrengend wird, fahre ich am Nachmittag nach Hause. Ich wollte eigentlich den öffentlichen Bus mit direkter Verbindung nach Quito nehmen, aber die Familie hatte da Bedenken und so hat mir Marina eine Art Sammeltaxi bestellt. Dadurch konnte ich zusammen mit einer weiteren Passagierin sicher nach Quito zurück kehren und wurde sogar vom Taxifahrer direkt an der Haustür abgesetzt. 👍

Am Sonntag hieß es dann wieder früh aufstehen, denn ich hatte eine geführte Tour zum Cotopaxi gebucht. Er ist einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt und mit einer Höhe von 5897m auch der 2. höchste Berg Ecuadors. Sein Name bedeutet in "Kichwa", der Sprache der indigenen Bevölkerung "Hals des Mondes", da zu einer bestimmten Zeit der Mond direkt über dem Gipfel steht und der Schnee wie ein Poncho wirkt. Er gilt für die Ureinwohner als "Heiliger Berg". 

Die Anfahrt dauerte ungefähr 2 Stunden und wurde von einem kleinen Zwischenstopp bei einer kleinen Raststätte mit Kiosk unterbrochen. Hier gab es die Möglichkeit das eventuell verpasste Frühstück nachzuholen und sich noch mit Getränken oder Snacks auszustatten. Vor dem Kiosk wurden wir mit einer Schale Karottenstückchen begrüßt, die allerdings für die bereits wartenden Alpakas gedacht waren. Diese freuten sich sehr über die Leckereien und insbesondere das "Kleine" war sehr zutraulich. Da ich ja von Paola bereits am frühen Morgen mit einem Frühstück versorgt wurde, hatte ich Zeit für meine "Lieblingstiere". 



Die 3 Straßenhunde, die sich immer gerne den Menschen nähern und Zuneigung suchen, mussten leider leer ausgehen. Der kleine hier hatte es auf meinen Schokoriegel abgesehen, aber Schokolade ist für Hunde absolut unverträglich und Karotten wollte er nicht. Also musste er sich mit ein paar Streicheleinheiten zufrieden geben.


Dann ging es weiter zum Cotopaxi Nationalpark. Hier gab es nochmal Anweisungen zur Bergtour vom Reiseführer. Sonnencreme, Sonnenbrille, Handschuhe, warme Kleidung, Wanderschuhe und Wanderstöcke hatte ich alles berücksichtigt und der Wille soweit mit zulaufen, wie es möglich ist, war auch da. Nach einem kleinen Zwischenstopp um Fotos zu machen und die 3 Reiter (die Möglichkeit einen 3 stündigen Ausritt zu machen, gab es auch) abzusetzen, ging es dann hoch zum Parkplatz auf ca. 4600m. 


Trotz Warnung, dass es windig sein kann, hatte ich nicht mit solchen Böen gerechnet. Als ich aus dem Bus ausstieg, wehte mir ein starker Wind entgegen und blies mir erstmal meine Schirmmütze vom Kopf und entriss mir meine Handschuhe, die ich gerade anziehen wollte. Die Mütze und einen Handschuh konnte ich wieder einfangen. Den Anderen hat sich der "Heilige Berg" gekrallt. Gut dass ich den Preis runtergehandelt hatte. Durch meine Einfangversuche bin ich ein Stückchen mit dem Wind gelaufen und musste nun zum Bus zurück. Ich kam dabei nur mühsam gegen den Wind an und bekam eigentlich nur Luft wenn ich rückwärts ging. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich es nicht schaffen werde eine längere Strecke gegen den Wind, bergauf und durch den verharschten Schnee zu laufen auch wenn die angestrebte Hütte schon in Sichtweite war.



Ich teilte dem Führer mit, dass die Tour für mich leider nicht geeignet ist und blieb im Bus mit dem Busfahrer zurück. Eine alternative kurze und flache Strecke gab es leider nicht. Es dauerte nicht lange und es klopfte an der Bustür. Ein auch etwas älterer Amerikaner trat ebenfalls nach wenigen Metern den Rückweg an, da er keine Luft bekam. Nun da hatte ich nun wenigstens noch jemanden mit dem ich mich unterhalten konnte. Er macht auch gerade einen Freiwilligendienst mit Straßenkindern und sprach sogar ein bisschen Deutsch. Nach einer Weile gesellte sich noch eine junge Ecuadorianerin zu uns. Sie ist auf halbem Weg mit starken Kopfschmerzen umgedreht und brauchte eine Weile bis sie sich von den Strapazen erholt hatte. Ich war mir nun sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nach fast 2 Stunden kamen dann auch die Anderen 7 Teilnehmer mit dem Tourguide zurück. Die meisten waren besser ausgerüstet als ich mit Sturmhaube und Skibrille was den Wind natürlich viel besser abhält. Sie waren glücklich aber geschafft.
Nun ging es weiter in Richtung Tal. Auf halber Strecke durften die, die noch mehr Abenteuer brauchten, aussteigen um mit den Mountainbikes bis zur tiefer liegenden Lagune hinunter zu sausen. Ein Stückchen weiter wurden die Reiter wieder eingesammelt und der Bus steuerte die Lagune an. Hier kam nun ich auf meine Kosten. 



Der Enzian der Anden





Die Lagune ist einfach zu erreichen, der Wind nur noch leicht und die Natur einfach nur schön und das ganze gekrönt mit dem Blick auf den Cotopaxi der sich gerade mal wieder in den Wolken verstecken will. Hier hätte ich noch eine Weile bleiben können.


Nachdem die Radfahrer wieder gut angekommen sind und die Mountainbikes verstaut waren, ging es zum Restaurant wo ein leckeres Essen auf uns wartete. Diesmal bin ich die einzige Vegetarierin und so mancher der Reisegruppe bestaunte meinen Teller. Er sieht vielleicht etwas leer aus, aber es gab noch Reis und Linsen für alle, sowie eine Gemüsesuppe als Vorspeise.


Frisch gestärkt ging es zurück nach Quito. Da wir schon kurz nach 16 Uhr zurück waren, konnte ich mir bei der Plaza Foch in aller Ruhe ein Uber Taxi bestellen um nach Hause zu kommen. 


Kommentare

  1. Du sammelst Vulkane in einer Anzahl , die kaum ein Europäer namentlich aufzählen kann, von gesehen im ganzen Leben ganz zu schweigen.
    Und dein Wochenendprogramm ist jedesmal beachtlich. Danke für all die ausführlichen Beschreibungen und Fotos.

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  2. Ein toller Ausflug und man kann sich das garnicht vorstellen, diese Unterschiede und Vielfalt. Du kannst echt stolz sein auf dich. LG Silvia

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  3. Das war wieder eine beeindruckende Tour. Ich denke, am Ende der Reise muss noch ein Koffer auf deine Einkaufsliste 😉. Die warme Kleidung braucht Platz.
    Liebe Grüße von Bettina und Vanessa

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